Dâ mite sihe ich dur mûre

Sumer unde winter beide sint
guotes mannes trôst, der trôstes gert:
er ist rehter fröide gar ein kint,
der ir niht von wîbe wirt gewert.
dâ von sol man wizzen daz,
daz man elliu wîp sol êren,
und iedoch die besten baz.

Sît daz nieman âne fröide touc,
sô wolte ouch ich vil gerne fröide hân
von der mir mîn herze nie gelouc,
ezn sagte mir ir güete ie sunder wân.
swenn ez dougen sante dar,
seht, sô brâhtens im diu mære,
daz ez fuor in sprüngen gar.

In weiz niht wol wiez dar umbe sî:
sin gesach mîn ouge lange nie:
sint ir mînes herzen ougen bî,
sô daz ich ân ougen sihe sie?
da ist doch ein wunder an geschehen:
wer gap im daz sunder ougen,
deiz si zaller zît mac sehen?

Welt ir wizzen waz diu ougen sîn,
dâ mit ich si sihe dur elliu lant?
ez sint die gedanke des herzen mîn:
dâ mite sihe ich dur mûre und ouch dur want.
nû hüeten swie si dunke guot:
sô sehent si doch mit vollen ougen
herze wille und al der muot.

Wirde ich iemer ein sô sælic man,
daz si mich ân ougen sehen sol?
siht si mich in ir gedanken an,
sô vergiltet si mir mîne wol.
mînen willen gelte mir,
sende mir ir guoten willen:
mînen den habe iemer ir.

Walther von der Vogelweide
L. 99,6-100,2

Übersetzung

PH - 2018-01-08


HINWEISE

Sie können diesen Artikel unter der Lizenz Creative Commons BY-NC-ND 3.0 frei vervielfältigen unter den vier Bedingungen…

  1. …den Text nicht zu verändern,
  2. die Quelle anzuführen,
  3. den Text nicht für kommerzielle Zwecke zu nutzen,
  4. keine zusätzlichen Klauseln oder technische Verfahren einzusetzen, die anderen rechtlich irgendetwas untersagen, was die Lizenz erlaubt.

Dieser Artikel wurde veröffentlicht am 8. Januar 2018 auf www.intrinsis.de unter ../START.html/2018/01/08/842/

© intrinsis.de - 201801081929cci