Ein bisschen Titanic zum Advent

Die adventliche Veranstaltung der Werbegemeinschaft auf dem Marktplatz der Festungsstadt Bad Königshofen zeigt mit dem Aufstellen einer Riesenrutsche in Form der untergehenden Titanic adventlichen Tiefgang.

Wenn sich in Bad Königshofen die Vorfreude auf ein besonderes Ereignis bahnbricht, dann wird natürlich gefeiert …aber es wird hier nicht einfach nur gefeiert um des Feierns willen, es wird mit Tiefgang gefeiert - freilich ein Tiefgang, der sich jenen erschliesst, die die grosse Freude haben in Bad Königshofen leben zu dürfen.

Daß der Geburtstag unseres Herrn ein besonderes Ereignis ist, dem einer der bedeutendsten Tiefgänge der Geschichte zu Grunde liegt, und der sich in seiner Bedeutung knapp hinter den beiden hochheiligen Festen der Siege über Tod und Irrtum befindet, davon konnte man sich mit etwas gutem Willen vermittels Glühwein und einem nachdenklichen „Rutsch von der Titanic“ überzeugen.

Ja, in der Tat handelt es sich um jene Titanic, die ab und zu wieder aus dem Orkus der Zeitgeschichte auftaucht als Spiegel von jener Art, welchen der weihnachtliche Prophet Jesaja bemüht um den Eisberg der Gedanken jener anzustossen, die womöglich ihren Lebensunterhalt aus ihrer Aversion gegen das angeblich „dumme“ Volk oder im Berufsprotest gegen die Kirche bestreiten.

Genau diese Titanic ist es, die als Parabel für eine verprellte Gesellschaft steht, die auf den Unterdecks mit stickig-miefiger geistiger „Tiefe“ beschallt wurde auf den Frequenzen zweifelhafter Verheissungen auf ein Leben auf einem imaginären „Oberdeck“, dort, wo bis zum bitteren Showdown jenes schaurige „Näher mein Gott zu dir“ bedrohlich um den Gott ihres eigenen Bauches herum irrlichterte.

Ja, genau diese Titanic ist gemeint, in ihrer Gottlob noch nicht gänzlich verschlammten Eigenschaft als Menetekel für die untergehende Hybris, die für ihre fensterlosen Kojen ihre letzte Kohle dahinzugeben bereit ist und es extra moraliter auch noch schafft daraus eine „Tugend“ zu konstruieren.

Mein einstweiliges Fazit: Das Titanicdesaster dient als mahnendes Sinnbild gegen das menschenverachtende Diktat technokratischer Allmachtsphantasien, und im adventlichen Kontext dient es als Erinnerung wenigstens über den Sinn des natürlichen Lebens unseres Herrn Jesus nachzudenken dessen Leben in einem Desaster endete aber eben nicht endgültig und die Adventszeit baut uns die Brücke über alle Desaster hinweg.

In dieser dichten Atmosphäre zwischen Desaster und Hoffnung höre ich diese kleine, adventliche Musikkapelle in Bad Königshofen mit ihren schönen, weihnachtlichen Weisen, unaufgeregt, aber in einer hochinteressanten Polarität dargebracht zwischen festlicher Umgebung und historischer Mahnung vor einer historischen Marktplatzkulisse, die ihresgleichen sucht. Als ich mich also von dieser Musik, von den Bewohnern und Besuchern der vorweihnachtlichen Festungsstadt Bad Königshofen so in den Advent begleiten liess, erhielt ich urplötzlich einen Eindruck tiefer und anhaltender Freude.

PH


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Dieser Artikel wurde veröffentlicht am 11. Dezember 2017 auf www.intrinsis.de unter ../START.html/2017/12/11/ein-bisschen-titanic-zum-advent/

PH - 2017-12-11

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