Klerikalismus

Begriffsdefinition „Klerikalismus“

Der Begriff Klerikalismus beschreibt eine Ideologie, nach der ein einzelner Kultdiener (Kleriker einer Religionsgemeinschaft [1]) maximalen Einfluss in staatliche und/oder binnenstaatliche Systeme zu erlangen bestrebt ist. Der Klerikalist unterscheidet also seinen besonderen Stand des Kultdieners (Klerikerstand) nicht deutlich genug vom besonderen Stand des Nichtkultdieners (Laienstand), vielleicht weil er diesen als nicht qualifiziert, intelligent oder vernetzt genug wähnt und somit meint die Führung in der ihm nicht zustehenden Domäne des Nichtkultdieners innehaben zu müssen. Das Problem von manchen Laien, welche ihrerseits in Bereichen des Klerikerstands „wildern“ werde ich vielleicht einmal in einem anderen Artikel behandeln. Die Ideologie des Klerikalismus beginnt für ihr Opfer eher unmerklich aus durchaus ehrbaren Gründen heraus, etwa mit dem hehren Ziel die Ungerechtigkeit/soziale Ungleichheit oder Irrtümer [2] in der Welt zu beseitigen, jedoch bergen sich darin erhebliche Gefahren bis hin zum „Klerikalfaschismus“.

Begriffsdefinition „Faschismus“

Faschismus ist „Bündlertum allein um des Bündlertumes“ willen ohne Berücksichtigung der ursprünglich kommunizierten Lehre. Daraus ergibt sich die faschistische Basisdoktrin der „unbedingten Machterhaltung - koste es, was es wolle, jedes Mittel sei erlaubt“. Der Faschist entfernt sich also, um beim obigen Beispiel zu bleiben von seinem ursprünglichen Ziel die soziale Ungleichheit zu beseitigen und rückt den „Bund“, also die Zugehörigkeit zu einer Gruppe mit gemeinsamen Zielen in den Fokus seines Denkens und Tuns so sehr, dass ihm jedes zunächst rechtmässige und schliesslich unrechtmässige Mittel recht ist um eben nur diesen „Bund“ zu erhalten. Schliesslich wird das Gesetz gebrochen unter der Einrede, auf diese Weise dem Gesetz mehr Geltung zu verschaffen - in Wahrheit aber geht es um die Geltung des „Bundes“. Faschismus muss erst eine kritische Grösse breiter medialer Verbreitung seiner Propaganda erreichen um systemkritisch zu werden, d.h.: ohne breiten Medienrückhalt ist Faschismus nicht überlebensfähig.

Begriffsdefinition „Klerikalfaschismus“

Der Übergang vom Klerikalismus zum Klerikalfaschismus ist fliessend und setzt eine Gruppe von ideologisch gleichgesinnten Kultdienern voraus. Der Klerikalfaschismus unterscheidet sich vom Klerikalismus dadurch, daß in der Wahl der Mittel zur Erlangung des maximalen Einflusses in staatliche und/oder binnenstaatliche Systeme keinerlei Rücksicht mehr auf die Grundlagen der ursprünglich vertretenen Lehre genommen wird - stattdessen wird auch hier das Gesetz bewusst gebrochen unter der Vorspiegelung, auf diese Weise dem Gesetz mehr Geltung zu verschaffen, kurz: Klerikalfaschismus ist die Ideologie zur Durchsetzung und Aufrechterhaltung eines klerikalistischen Bündlertums allein um des klerikalistischen Bündlertumes willen - koste es, was es wolle, jedes Mittel sei erlaubt. Ein Beispiel für Klerikalfaschismus lieferte Kardinal Cauchon in seiner Eigenschaft als (erfolgreicher) Ankläger Jeanne d’Arcs (vgl. Artikel DEN UNTERSCHIED ZWISCHEN IDEOLOGIE UND GLAUBE VERDEUTLICHT DER FALL JEANNE D’ARC).

PH - 2018-04-18

[1] Die Verwendung des Begriffs „Klerikalismus“ findet sich auch im Umfeld der Kirche, wobei einem Kleriker der Kirche die politische Betätigung bzw. Einflussnahme etwa durch politische Empfehlungen/Wahlagitation nicht erlaubt ist, denn Politik ist die Domäne des kirchlichen Laien, dem seinerseits die klerikale Betätigung nicht erlaubt ist.


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Dieser Artikel wurde erstmals veröffentlicht am 18. April 2018 auf www.intrinsis.de unter ../START.html/2018/04/18/klerikalismus/

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